Was ich noch sagen wollte
PhilPublica stellt vor
Klaus Vieweg
Was ist Ihr Lieblingszitat?
§ 209 Hegels Rechtsphilosophie – Begriff des Universalismus: „daß Ich als Allgemeines, daß Ich als allgemeine Person aufgefaßt, worin Alle identisch sind. Der Mensch gilt so, weil er Mensch ist, nicht weil er Jude, Katholik, Protestant, Deutscher, Italiener usf. ist. Dies Bewußtsein, dem der Gedanke gilt, ist von unendlicher Wichtigkeit“. Alle Menschen ungeachtet ihrer Besonderheit als Afrikaner, Asiaten oder Europäer, als Azteken, Maori, Massai, Inuit, als Snoqualmie oder Dakota, als Juden oder Christen, als Buddhisten oder Moslems, als Deutsche, Italiener, Inder, Chinesen, Äthiopier, Peruaner usf., als Frau oder Mann, alt oder jung, etc. sind in ihrem Mensch-Sein identisch, gleich.
Was ist Ihre Lieblingsanekdote?
Mein Buch Skepsis und Freiheit ist William von Baskerville gewidmet, der Hauptfigur in Umberto Ecos Roman Der Name der Rose. Nachdem Eco mein Büchlein erhielt, schickte er mir eine seiner Monographien mit der humoristischen Widmung: „Für Klaus Vieweg mit herzlichem Dank auch im Namen von William von Baskerville.“
Welcher Ihrer Texte liegt Ihnen besonders am Herzen?
Meine Hegel-Biographie: Hegel. der Philosoph der Freiheit. Übersetzungen in 6 Sprachen – Englisch und Portugiesisch schon publiziert, 2026 Italienisch, Spanisch, Koreanisch und Chinesisch.
Welches Thema erhält in der Philosophie zu wenig Aufmerksamkeit?
Hegels Wissenschaft der Logik als Denken des Denkens, als neue Metaphysik. Sie liefert die Begründung der modernen Logik, nicht Frege, wie es analytische Philosophen behaupten und damit eines der eklatantesten Lügenmärchen in der Philosophie erzählen.
Was stört Sie an der akademischen Philosophie?
Die heutige akademische Philosophie in Deutschland wird durch die akademische Macht einer Strömung – der analytischen Philosophie – einseitig geprägt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft pflegt das unhaltbare Prinzip der anonymen Begutachtung von Forschungsprojekten und liefert keine Transparenz in der Auswahl der Gutachtenden.
Was können wir aus der Philosophiegeschichte lernen?
Begreifendes Denken lernen, dazu ist aber ein andere als die traditionelle Philosophiehistorie erforderlich, eine philosophische Geschichte der Philosophie als logisch fundierte, idealtypisch-paradigmatische.
Warum schreiben Sie für die außerakademischen Öffentlichkeit?
Um etwas gegen Einsteins Diagnose über die Dummheit beizutragen: „Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit.“ Es geht um die Beförderung allgemeiner Bildung, die einzige mögliche Chance für eine moderne demokratische Gesellschaft. Dazu meine Bücher Genius loci, Hegels italienische Partie sowie zwei Büchlein über Star Trek: Wozu braucht Gott ein Raumschiff? – Philosophie in Star Trek und Literatur in Star Trek.
Welches Werk zitieren Sie am häufigsten?
Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts, die bis heute fundierteste philosophische Theorie der modernen Welt.
Ist Philosophie eine Wissenschaft?
Ohne Zweifel, Philosophie kann als begreifendes Erkennen von Wahrheit verstanden werden, als Wissenschaft des begrifflichen Denkens, die aber ihre eigene Methode selbst konstituiert und nicht einfach aus anderen Wissenschaften transferieren kann, weder aus Geometrie (Spinoza), Arithmetik oder formaler Logik. Reduktionismen wie etwa der Physikalismus oder der Soziologismus sind zu vermeiden.
Wenn Sie ein zweites Leben hätten, in welchem es keine Philosophie gäbe, was würden Sie damit anfangen?
Detektivromane schreiben. Als Vorbereitung auf mein ‚zweites Leben‘ ist ein erster solcher Roman publiziert: Mr. Spock und der malerische Doppelmord in Jena.