Was ich noch sagen wollte

PhilPublica stellt vor

Titelbild: Christian Bermes

Christian Bermes

Professor für Philosophie an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU)

Was langweilt Sie in Gesprächen?

Mangelnde Weltkenntnis, unter dem Deckmantel von Kritik vorgetragene Selbstgefälligkeit, das Ausbleiben von Witz, Geistesgegenwart und Phantasie. Oder anders ausgedrückt: Gesprächsführung als ‚Überzeugungsarbeit‘.

Welches Thema erhält in der Philosophie zu wenig Aufmerksamkeit?

Vermutlich kaum eines, wenn man einen Blick in die Philosophiegeschichte wirft. Man muss es nur tun.

Was würden Sie als ein philosophisches Laster beschreiben?

Intellektuelle Gesichtsfeldverengung und Phänomenblindheit. Aber auch einsichtsloser Begründungsdünkel, der übersieht, dass nicht in allen Fällen Begründungen sicherer sind als dasjenige, was begründet werden soll.

Welches Vorurteil gegenüber akademischen Philosophen ärgert Sie am meisten?

Keines. Im Vergleich mit anderen Vorurteilen, denen man sonst noch begegnet.

Wenn Sie ein zweites Leben hätten, in dem es keine Philosophie gäbe, was würden Sie damit anfangen?

Über ein drittes Leben nachdenken, in dem es keine Kultur gäbe. Das allerdings würde ich wahrscheinlich nur sehr kurz tun. Und gelassen weiter über das erste Leben nachdenken.

Ist die Philosophie eine Wissenschaft?

Hier kann man sich getrost auf Husserl verlassen. Philosophie ist nicht nur eine Wissenschaft, sondern schlicht die strengste. Was sollte sie auch anderes sein? Diese Wissenschaft muss ihre Lebenstauglichkeit nicht durch diktierte Nützlichkeit unter Beweis stellen. Sie weiß darum, dass ein Irrtum nicht schadet, „wenn er nur tief genug gefasst ist“ (Wittgenstein). Und sie erinnert daran, dass die Unterscheidung zwischen Spaß und Glück weder Spitzfindigkeit noch Luxus ist, sondern die menschliche Lebensform auszeichnet.

Was sollten mehr Menschen über Philosophie wissen?

Dass man nicht in jeder Buchhandlung, die eine Abteilung zur Philosophie führt, auch Philosophie findet.

Worauf in der Zukunft sind Sie am meisten gespannt?

Ob man Universitäten einmal wieder berechtigterweise als das bezeichnen darf, was sie sein sollen, nämlich Universitäten.

Was ich noch sagen wollte:

Letzte Sätze, noch zu Sagendes. Eine Versuchung, der man viel zu leicht nachgibt.

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